Fliegenfischen mit der Nassfliege – Technik, Köder & Ausrüstung

26. Januar 2025 | Josef & Team

Einleitung: Was ist Nassfliegenfischen?

Das Fischen mit der sogenannten Nassfliege ist eine traditionelle Angelmethode, die heutzutage durch das Nymphenfischen etwas in den Hintergrund gerückt ist. Dabei kann Nassfliegenfischen in Situationen, in denen andere Techniken nicht zum Erfolg führen, sehr effektiv sein. Häufig erlebe ich es beim Trockenfliegenfischen: Ich präsentiere die Fliege einer steigenden Forelle, doch diese ignoriert meine Trockenfliege komplett oder steigt nur träge aus Neugier – genau dann bewährt sich die Nassfliege oft hervorragend.
Das Fischen mit Nassfliegen ist in der Regel relativ einfach, die Bisse sind meist sehr energisch, und jeder mit dieser Methode gefangene Fisch ist ein unvergessliches Erlebnis. In diesem Artikel werden wir uns ansehen, welchen Ruten- und Rollen-Typ man wählen sollte, welche Fliegenschnur am besten geeignet ist und wie das passende Vorfach aufgebaut sein sollte.

  • Nassfliege vs. Trockenfliege: Die Nassfliege wird unterhalb der Wasseroberfläche präsentiert und ahmt Insekten oder Larven nach, die im Wasser treiben oder sich knapp unter der Oberfläche bewegen.
  • Warum oft unterschätzt: Durch den Fokus auf moderne Nymphen- und Trockenfliegenmuster wird Nassfliegenfischen manchmal übersehen, obwohl es in vielen Situationen äußerst erfolgreich sein kann.
  • Bissverhalten: Da die Nassfliege unter Wasser gefischt wird, sind die Bisse oft kräftiger und direkter als bei der Trockenfliege, weil die Fische sich sicher fühlen und nicht so misstrauisch sind wie an der Oberfläche.

Passendes Equipment

Die Länge der Rute und ihre Aktion sind beim Nassfliegenfischen ein entscheidender Faktor. Eine optimale Länge beträgt etwa 275 cm, zudem sollte die Rute über eine Spitzenaktion verfügen, um präzise Würfe zu ermöglichen. Die Schnurklasse wählen wir entsprechend der erwarteten Fischgrösse; meiner Erfahrung nach reicht für das übliche Angeln auf Fische zwischen etwa 30 – 50 cm eine Rute der AFTMA-Klasse 3 – 5. Mit einer leichteren Rute (Schnurklasse 3 – 4) ist man an kleineren Gewässern gut aufgestellt, während man für grössere Reviere zu einer stärkeren Rute greifen kann.

Typische Vertreter für diese Angeltechnik sind die Super XP 390, Superb XP 490 und Superb XP 590. Diese Ruten haben sich sowohl beim Trocken- als auch beim Nassfliegenfischen bewährt. Ebenfalls eine gute Wahl ist die kommende Premium-Rutenserie XPG – Extra Power Graphene, die ein paar Monate nach Veröffentlichung dieses Artikels erhältlich sein wird. Wer auf exklusive Ausrüstung Wert legt, für den ist auch die Superb Graphene River 393 sehr zu empfehlen.

Für diese traditionelle Fliegenfischmethode empfiehlt sich eine Rolle mit breiterer Spule, damit ausreichend Platz für Backing und Fliegenschnur vorhanden ist. Ein Beispiel dafür ist etwa die Superb RS 35; etwas preisgünstiger, aber dennoch hochwertig, ist die Superb H35. Bei der Wahl der Schnur setzen wir auf eine schwimmende WF-Schnur (Weight Forward), wenn wir auf grössere Wurfweiten aus sind. Dieser Schnurtyp eignet sich auch, um schwerere Fliegen zu werfen, die mit einer Messingperle gebunden sind. Ein weiterer Vorteil der WF-Schnur ist ihr höheres Gewicht, durch das sie sich auch bei windigen Bedingungen gut einsetzen lässt.

Eine weitere Option ist eine DT-Schnur (Double Taper), die vor allem für kürzere, präzise Würfe zum Einsatz kommt, zum Beispiel wenn man seine Fliege direkt beim Ufer präsentieren möchte. Im Vergleich zur WF-Schnur ist sie jedoch aufgrund ihres geringeren Gewichts weniger für windige Verhältnisse geeignet. Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, welche Schnur bevorzugt wird – aber genau diese beiden Schnurtypen sind fürs Nassfliegenfischen unerlässlich.

  • Mehrere Fliegen: Beim Nassfliegenfischen wird oft mit mehreren Fliegen (z. B. im Dropper-System) gefischt. Wir fischen max. mit drei Fliegen. Achten Sie dabei auf eine ausgewogene Kombination aus Rute, Rolle und Schnur, um ein optimales Wurfverhalten beizubehalten.
  • Schwerere Perlen: Nutzen Sie bei schwereren Perlen (z. B. aus Messing) ein passendes Vorfach, damit Ihre Fliege schnell in die gewünschte Tiefe absinkt, ohne jedoch die Wurfeigenschaften zu sehr zu beeinträchtigen.

Techniken zur Führung der Nassfliege

Die Führung einer Nassfliege ist keine grosse Wissenschaft und sollte nach ein paar Angelausflügen auch Einsteigern gut gelingen. Grundsätzlich nutzen wir die Fliegenschnur zum Auswerfen unserer Köder immer mit dem Strom abwärts und lassen die Nassfliege von der Strömung abtreiben. Dabei kann man den Köder durch leichtes, gelegentliches Zucken in kurzen Abständen heranziehen, was ihn für die Fische oft noch attraktiver macht.

Sobald die Schnur vom Strom gespannt wird, ziehen wir sie in sogenannten „Achter“-Bewegungen langsam ein. Das Einholen kann man jederzeit mit kleinen Rucken kombinieren. Jeder sollte selbst ausprobieren, ob die Fische eher auf eine aggressivere oder auf eine gemächlichere Führung reagieren. Häufig spürt man den Biss genau dann, wenn die Fliege nur durch die Strömung bewegt wird – und diese Bisse fallen oft sehr vehement aus.

  • Strömung und Einholgeschwindigkeit: Achte darauf, dass verschiedene Abschnitte eines Flusses unterschiedliche Strömungsstärken haben. Passe deine Einholgeschwindigkeit entsprechend an.
  • Experimentieren mit der Führung: Probiere unterschiedliche Kombinationen aus aggressiven Rucken und sanfteren Bewegungen. Oft ist die richtige Mischung entscheidend dafür, ob die Fische zupacken oder nicht.

Bei dieser Angelmethode hat sich auch eine Technik bewährt, bei der wir auf das gegenüberliegende Ufer werfen und die Schnur in einem Bogen von der Strömung mitnehmen lassen. Wir achten dabei darauf, dass die Schnur stets gespannt bleibt, damit wir jede noch so kleine Bewegung eines Fisches spüren. Besonders beim Fischen auf Döbel in den Sommermonaten ist es ein unvergessliches Erlebnis, wenn man nahezu bis ans Ufer wirft (wo sich die Fische meist aufhalten), die Fliege manchmal sogar auf ein Blatt am Baum landet und man sie anschliessend durch leichtes Ziehen der Schnur ins Wasser fallen lässt. Genau in diesem Moment kommt oft ein unerwartet kräftiger Biss – wer das bereits erlebt hat, weiss, wovon ich spreche😃 In dieser Situation glaubt der Fisch, unsere Fliege sei gerade vom Baum gefallen, und schnappt gierig zu.

  • Zielgenauigkeit: Diese Methode erfordert ein präzises Werfen. Achte darauf, deine Wurftechnik zu verbessern, damit du die Fliege tatsächlich knapp am oder auf dem Ufer platzierst.
  • Vorsicht bei Hindernissen: Gerade beim Werfen in Ufernähe (Bäume, Äste) kann es leicht zu Hängern kommen. Übe daher vorab, um unnötigen Schnurbruch oder Materialverlust zu vermeiden.

Wo und wann funktionieren Nassfliegen (Gewässer und Jahreszeit)?

Grundsätzlich kann man mit Nassfliegen das ganze Jahr über angeln – sowohl auf Weissfische als auch auf Salmoniden. Besonders im Frühling, wenn die ersten Insekten zu schlüpfen beginnen, ist diese Methode sehr erfolgreich. Auch am Ende des Winters hat sich das Fischen mit der Nassfliege für mich bewährt, vor allem in bestimmten Gewässern, in denen die Insekten früher ausschlüpfen als anderswo. Manchmal lasse ich deshalb meine Nymphenrute zu Hause und mache lieber einen kurzen Ausflug mit der Nassfliege.

Im Sommer ist das Angeln auf Alet ein echtes Highlight. Wenn sich das Wasser erwärmt, gönnen wir den Forellen oft eine Pause und gehen mit minimaler Ausrüstung los – oft sogar ohne Wathosen, nur in Shorts und wasserfesten Schuhen. Das kühle Wasser erfrischt uns dabei angenehm, und nebenbei erleben wir spannende Drills.

Im Allgemeinen ist das Fischen mit Nassfliegen in ruhigeren Gewässerabschnitten am effektivsten, da wir unsere Fliege hier optimal präsentieren können. Dort, wo das Wasser schnell strömt – zum Beispiel in Bergbächen oder Gebirgsflüssen – funktioniert diese Technik meist eher schlecht.

  • Beobachte das Insektenaufkommen: Gerade in der Übergangszeit (Spätwinter/Frühling) oder im Spätherbst lohnt es sich, genau auf die ersten Insekten zu achten. Sobald sie schlüpfen, kann die Nassfliege ihre ganze Stärke ausspielen.
  • Gezieltes Chub-Angeln: Wenn du gezielt auf Döbel aus bist, wirf gerne einmal nahe an Uferbereiche mit überhängenden Ästen – die Fische halten sich gerne im Schatten auf, wo sie sich sicher fühlen.

Tipps und Tricks für mehr Effizienz

Durch das Beschweren der Fliege mit einer Messingperle kann man auch tiefere Bereiche in strömenden Gewässern wesentlich leichter befischen. Häufig verwenden wir zwei oder drei Fliegen gleichzeitig, wobei die letzte beschwert ist, damit sie in tieferen Bereichen des Flusses absinken kann. Auch eine zweite Fliege kann beschwert sein, während eine dritte unbeschwert bleibt. So erreicht man ein optimales Gleichgewicht. Unbeschwerte Fliegen können in stärkerer Strömung zusätzlich mit Sinkschnüren oder Intermediate-Schnüren in die gewünschte Tiefe gebracht werden.

Fische verstecken sich in der Regel an Stellen wie hinter Steinen, unter überhängenden Ästen oder in Ufernähe. Versucht, diese Bereiche gezielt anzuwerfen und genau zu befischen – so steigert ihr eure Erfolgschancen deutlich. Das sogenannte „Lesen des Wassers“ ist dabei gar nicht so schwierig, wenn man etwas Erfahrung sammelt.

  • Beschwerte vs. unbeschwerte Fliegen: Eine Kombination mehrerer Fliegen mit unterschiedlichem Gewicht hilft, verschiedene Wasserschichten gleichzeitig abzudecken.
  • Präzise Würfe: Achtet darauf, die Strömungsverhältnisse zu beobachten, damit ihr die Fliegen genau an die Stellen platzieren könnt, an denen sich die Fische aufhalten können.

Beliebte Muster für Nassfliegen (Nassfliegen-Muster)

Zu den beliebtesten Nassfliegenmustern zählen beispielsweise die March Brown Wet, Black Pennell oder auch der Red Tag und weitere Varianten. Beim Binden dieser Fliegen greift man in der Regel auf Federn von Hennen, Hähnen, Rebhühnern und ähnlichen Vögeln zurück. Diese Naturmaterialien haben im Wasser einen besonders natürlichen Bewegungseffekt, der sich von synthetischen Materialien deutlich unterscheidet.

  • Auswahl der Federn: Federn von Rebhühnern (z. B. Partridge) sind besonders bei sogenannten Soft-Hackle-Mustern beliebt, weil sie eine sehr lebendige Silhouette im Wasser erzeugen.
  • Kombination verschiedener Materialien: Auch wenn Naturmaterialien oft den Vorzug bekommen, können vereinzelte synthetische Elemente (Flash, Tinsel) einen zusätzlichen Reiz ausüben und die Fliege noch attraktiver machen.

Fazit

Diese Methode hat uns bereits einige wunderschöne Fänge beschert und wird oft unterschätzt. Doch gerade wenn man vom ständigen Nymphenfischen einmal genug hat, ist das Nassfliegenfischen eine äusserst effektive Alternative zu den gängigen Methoden.

Ich wünsche euch viele angenehme Stunden am Wasser!